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Dr. Szakál, Ihre Fachgebiete sind dentoalveoläre Chirurgie und Implantologie. Was es mit Implantaten auf sich hat, ist sicher den meisten Lesern geläufig. Aber was versteht man unter dentoalveolärer Chirurgie?
1. Dr. Adorján Szakál: Die dentoalveoläre Chirurgie ist ein Fachbereich der Zahnmedizin, der sich auf chirurgische Eingriffe im Zusammenhang mit den Zähnen und dem Kieferknochen konzentriert. Mit dem Ziel, die Gesundheit und Funktionalität von Zähnen, Zahnfleisch und Kieferknochen wiederherzustellen oder zu verbessern.
Typische Einsatzgebiete sind z.B. die operative Entfernung von Zysten oder die Extraktion von Weisheitszähnen, die oftmals nicht genug Platz im Kiefer haben und deshalb Schmerzen, Entzündungen oder Schäden an der Knochensubstanz im Kiefer hervorrufen können.
Im Bereich der Implantologie spielen verschiedene Methoden der dentoalveolären Chirurgie eine Rolle, z.B. Verfahren zum Aufbau des Kieferknochens, um eine stabile Grundlage für Implantate zu schaffen.
Sie sind nun schon seit über zehn Jahren Facharzt in der Zahnmedizin. Was sind für Sie die drei häufigsten Falschannahmen, die Menschen vor dem Zahnarztbesuch haben?
2. Dr. Adorján Szakál: Eine der häufigsten Annahmen ist, dass Zahnbehandlungen immer schmerzhaft sind. Heutzutage ermöglichen uns moderne zahnärztliche Techniken und Anästhesieverfahren, Schmerzen während der Behandlung zu vermeiden oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren. Wir legen großen Wert darauf, unseren Patienten eine komfortable und schmerzfreie Behandlung zu bieten.
Ein Irrglaube ist auch, dass der Besuch einer Zahnarztpraxis nur notwendig ist, wenn man bereits Schmerzen oder offensichtliche Probleme hat. Tatsächlich ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt wichtig, um potenzielle Probleme an Zähnen und Zahnfleisch zu erkennen und zu behandeln. Oftmals können wir Maßnahmen ergreifen, bevor sich ernsthafte Schäden entwickeln. Eine gute Mundhygiene und regelmäßige Praxisbesuche sind der Schlüssel zum langfristigen Erhalt der Zahngesundheit.
Gerade in meinem Fachgebiet der Implantologie bin ich oft mit der Annahme konfrontiert, dass die Behandlungen immer teuer sind. Es gibt jedoch mittlerweile einige Markenhersteller, die sehr gute Implantate zu ausgesprochen moderaten Preisen anbieten. Zudem profitieren Patienten aus dem deutschsprachigen Raum, die für Zahnbehandlungen in unsere Zahnklinik nach Budapest kommen, von den deutlich geringeren Immobilien-, Lohn- und Lebenshaltungskosten in Ungarn. Insbesondere bei der Versorgung mit hochwertigem Zahnersatz können Patienten hier viel sparen, ohne Abstriche hinsichtlich der Qualität zu machen.
Bevor wir tiefer in die Themen Zahnimplantate und Zahnmedizin einsteigen, noch eine Frage zu Ihrer Person. Sie sind sehr vielseitig interessiert, Ihre Hobbys sind Segeln, Autos und Lesen. Drei sehr unterschiedliche Freizeitbeschäftigungen. Profitieren Sie von Ihren privaten Interessen auch im Beruf?
3. Dr. Adorján Szakál: Tatsächlich gibt es gewisse Parallelen zwischen meinen Hobbys und der Zahnheilkunde. An Autos fasziniert mich zum Beispiel, wie innovative Technologien die Fortbewegung auf ein ganz anderes Niveau gehoben haben. Gleiches trifft auf die moderne Implantologie zu, die uns in den letzten Jahren aufgrund des technischen Fortschritts ganz neue Möglichkeiten hinsichtlich Diagnostik und Therapie eröffnet hat und mittlerweile selbst für Patienten mit einer schwierigen Ausgangssituation funktionelle, langfristige Lösungen bietet.
Segeln ist für mich optimal, um am Wochenende den Kopf frei zu bekommen und mich auf bevorstehende Aufgaben zu fokussieren. Ich schätze die Ruhe auf dem Wasser, gleichzeitig gilt es, den natürlichen Kräften von Wind und Wellen zu trotzen und diese bestmöglich zu nutzen. Eine Herausforderung, die mir auch im Berufsalltag immer wieder begegnet.
Und Lesen war schon als Kind meine Lieblingsbeschäftigung, weil es Einblick in fremde Welten und den Zugang zu einer unendlichen Fülle an Wissen ermöglicht. Wobei mich auch da begeistert, dass im digitalen Zeitalter Bücher und Fachpublikationen jederzeit an fast jedem Ort der Welt zur Verfügung stehen. Gerade in meinem Beruf ist es ja enorm wichtig, sich stets über neue Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten.
Nun kommen wir aber zu Ihrem Fachgebiet Implantologie. Implantate werden hauptsächlich nach einem Zahnverlust eingesetzt. Woran kann es liegen, dass Zähne verloren gehen oder entfernt werden müssen?
4. Dr. Adorján Szakál: Dafür kann es verschiedenste Gründe geben. Die häufigsten Ursachen für Zahnverlust sind eindeutig Karies und Parodontitis. Wird Karies nicht rechtzeitig behandelt, greift die Erkrankung auf Zahnnerven und -wurzeln über. Das kann zu irreversiblen Schäden führen, die eine Extraktion des Zahns erforderlich machen. Bei einer Parodontitis verursachen Bakterien eine Infektion des Zahnfleischs und des umliegenden Gewebes. Schreitet die Entzündung fort, kann sie den Kieferknochen so stark schädigen, dass der Zahn seinen Halt verliert und schließlich ausfällt. Ein erhöhtes Risiko für Parodontalerkrankungen besteht bei Diabetikern.
Zudem können auch Unfälle und schwere Sportverletzungen dazu führen, dass ein oder mehrere Zähne ausfallen oder so stark geschädigt sind, dass eine Extraktion notwendig ist.
Ist es generell sinnvoll, bei Zahnverlust an ein Implantat zu denken oder ist das oftmals erst eine der letzten Optionen?
5. Dr. Adorján Szakál: Implantatgetragener Zahnersatz stellt in vielen Fällen die optimale Lösung dar. Ganz gleich, ob ein einzelner Zahn zu ersetzen ist, eine größere Lücke geschlossen werden soll oder ein zahnloser Kiefer versorgt werden soll.
Die Vorteile von Zahnimplantaten liegen ganz klar auf der Hand. Sie bilden eine haltbare, stabile Basis für Zahnersatz, um die Kau- und Sprechfunktion wieder herzustellen. Da Implantate in den Kieferknochen eingefügt werden, fungieren sie wie natürliche Zahnwurzeln und sind deutlich langlebiger als andere Zahnersatz-Optionen. Zudem schätzen Patienten die ansprechende Optik und den hohen Tragekomfort von Implantaten.
Gibt es auch Patienten, denen Sie von einer Implantation abraten? Was sind mögliche Gründe?
6. Dr. Adorján Szakál: Einige systemische Erkrankungen wie schlecht eingestellte Diabetes, bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Immunschwäche können die Wundheilung beeinträchtigen und das Risiko von Komplikationen erhöhen. In solchen Fällen muss die individuelle gesundheitliche Situation des Patienten sorgfältig beurteilt werden, um festzustellen, ob Zahnimplantate eine geeignete Option sind.
Bei einer Parodontitis besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. In diesem Fall muss die Zahnfleischerkrankung zunächst erfolgreich behandelt werden, bevor man eine Implantation in Erwägung ziehen kann.
Nicht optimal sind die Voraussetzungen zudem bei Rauchern sowie bei mangelnder Mundhygiene. Letztendlich muss aber die Entscheidung, ob Zahnimplantate geeignet sind oder besser alternative Behandlungsmethoden in Betracht kommen, immer individuell getroffen werden.
Wie läuft das Einsetzen eines Zahnimplantats ab?
7. Dr. Adorján Szakál: Die Versorgung mit implantatgetragenem Zahnersatz verläuft in mehreren Schritten. Als Erstes erfolgt eine ausführliche Untersuchung der Zähne und des Kiefers mit 3D-Diagnostik, um zu prüfen, ob eine Implantation überhaupt möglich ist. Anschließend bespreche ich mit dem Patienten, welche Implantate in seinem individuellen Fall geeignet sind.
Für die eigentliche Implantation ist oft nur ein Termin notwendig. Die OP erfolgt unter örtlicher Betäubung und einer leichten Sedierung, Patienten können der Behandlung also ganz entspannt entgegensehen. Dabei wird das Zahnfleisch geöffnet, der Kieferknochen präpariert und das Implantat eingesetzt. Falls Maßnahmen zum Knochenaufbau notwendig sind, werden diese im selben Eingriff vorgenommen.
Für die Einheilphase erhält der Patient zunächst eine provisorische Versorgung mit Zahnersatz. Ist das Implantat eingeheilt und kann voll belastet werden – nach etwa drei bis sechs Monaten – wird der maßgefertigte Zahnersatz für eine dauerhafte Versorgung befestigt.
Da Sie das Thema Betäubung ansprachen: Gibt es spezielle Möglichkeiten für Angstpatienten?
8. Dr. Adorján Szakál: Größere Eingriffe führen wir unter der sogenannten Analgosedierung durch, einer Art Dämmerschlaf. Der Patient erhält dabei ein Beruhigungsmittel, das ihn in einen entspannten und angstfreien Zustand versetzt. Ein vielfach bewährtes und sicheres Verfahren, das speziell für Angstpatienten eine enorme Erleichterung bedeutet.
Kann ich als Patient auch in irgendeiner Form zum Behandlungserfolg beitragen?
9. Dr. Adorján Szakál: Unbedingt, Ihr eigenes Verhalten trägt sogar wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Eine Implantation und ggfs. begleitende Knochenaufbaumaßnahmen sind ein komplexer oralchirurgischer Eingriff, nach dem man sich einige Tage schonen und körperliche Anstrengungen vermeiden sollte. Zudem ist in den ersten Wochen auf Alkohol, Koffein und Milchprodukte zu verzichten.
Damit das Zahnimplantat möglichst lange erhalten bleibt, ist eine sorgfältige Zahnpflege und Mundhygiene essenziell. Achten Sie auf gesunde Ernährung und rauchen Sie nicht. Und nehmen Sie unbedingt Ihre Nachsorgetermine und die halbjährlichen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt wahr. So können mögliche Probleme schnell erkannt und einfach behoben werden.